Gebirge sind „Hotspots“ der biologischen Vielfalt. Nicht zuletzt deshalb sind Alpen und Mittelgebirge für den Bergsport und Erholung so attraktiv. Der Erhalt sensibler Landschaften und Ökosysteme in den Gebirgen ist für den Alpenverein seit jeher von besonderer Bedeutung. Natursport in sensiblen Ökosystemen beinhaltet aber auch den Aspekt möglicher Beeinträchtigungen für Natur und Umwelt. Differenzierte Lenkungsmaßnahmen sorgen dafür, dass Schäden vermieden werden. Natursportler können starke Mitstreiter für den Naturschutz in den Bergen sein und einen Beitrag für den Erhalt der Vielfalt leisten.
Biologische Vielfalt ist alles, was zur Vielfalt der belebten Natur beiträgt: Arten von Tieren, Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen, ihre Wechselwirkungen untereinander und zur Umwelt, sowie die genetische Vielfalt innerhalb der Arten und die Vielfalt der Lebensräume. Eine intakte biologische Vielfalt ist Grundlage einer langfristig gesicherten Existenz des menschlichen Lebens auf der Erde. Sie kann sich besser an sich verändernde Umweltbedingungen – etwa den weltweiten Klimawandel – anpassen. Naturleistungen, wie die Selbstreinigung von Gewässern, die Luftreinigung über Bäume oder die natürliche Bodenfruchtbarkeit sind auch wirtschaftlich bedeutsam. Land-und Forstwirtschaft, Fischerei, Tourismus, Gesundheitswesen, Freizeitgestaltung und Lebensqualität hängen von einer intakten und vielfältigen Naturausstattung ab. Besserer Schutz der biologischen Vielfalt im Gebirge und Ausbau von Angeboten zur Umweltbildung sind zwei Hauptforderungen, die bei der Naturschutztagung des DAV in Fulda formuliert wurden. Vom 23. bis 25. November trafen sich dort etwa 130 Vertreter von Sektionen des DAV und anderer Naturschutzverbände, um über aktuelle Herausforderungen beim Schutz der Alpen und für umweltgerechten Bergsport zu diskutieren. Die Tagung stand unter dem Motto „Berge erleben – Umwelt begreifen!“ In seiner Eröffnungsrede machte DAV-Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig deutlich, dass gerade die Ökosysteme der Alpen besonders bedroht sind. Während der Klimawandel ungebremst fortschreitet und Arten und Lebensräume gefährdet, sind die Alpen auch von den Folgen der Energiewende besonders betroffen. Wucherpfennig forderte, beim Ausbau von Wasser und Windenergie mehr Rücksicht auf Natur und Landschaft zu nehmen. Gleichzeitig müsse die weitere Expansion der Skigebiete gestoppt werden, um die ursprünglichen Landschaften der Alpen zu erhalten. Mit Blick auf die Sektionen des DAV unterstrich er die große Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements der Alpenvereinsmitglieder für den Naturschutz in den Alpen und Mittelgebirgen. Im vergangenen Jahr wurden mehr als 35.000 ehrenamtliche Stunden für den Natur- und Umweltschutz im Gebirge geleistet.
Die Vorträge der Tagung zeigten, dass die Umweltbildung ein besonders wichtiges Instrument ist, um der zunehmenden Naturferne der Gesellschaft zu begegnen. Erholung und Sport im Gebirge haben großes Potenzial, um dieses Ziel zu erreichen. Prof. Dr. Hartmut Vogtmann, Vizepräsident des Deutschen Naturschutzrings, machte die große Bedeutung des Alpenvereins als Multiplikator deutlich. An der Schnittstelle von Sport und Naturschutz kann der DAV einen wichtigen Beitrag für die Bewusstseinsbildung leisten.
Der DAV ist mit rund 950.000 Mitgliedern nicht nur der weltgrößte Bergsportverband, sondern auch einer der größten Naturschutzverbände. Ob Naturliebhaber und Wanderer, Kletterer oder Skitourengeher, allen steht stets natur- und landschaftsverträgliche Ausübung des Bergsports im Mittelpunkt. Sichtbare Erfolge verzeichnet der DAV z. B. bei der Umsetzung der Projekte „Skibergsteigen umweltfreundlich“ und „Klettern und Naturschutz“, die die Sportler für die Besonderheiten der Natur sensibilisieren, zur Rücksichtnahme aufrufen und sich damit für ein harmonisches Miteinander stark machen.
Udo Solich
Vorstand Natur- und Umweltschutz