Hüttentour im Kaisergebirge

Unterwegs in den Nördlichen Kalkalpen zum Saisonstart im Mai, vom Wilden zum Zahmen Kaiser quer durch das wunderschöne Naturschutzgebiet am Inn

Kufstein, Sonntagmorgen. Es ist noch früh und es ist ziemlich frisch. Die Seilbahn bringt uns zum Brentenjoch, um halb zehn ist dort oben der Treffpunkt für unsere sechstägige Hüttenwanderung im Kaisergebirge. Alle sind (fast) pünktlich und wir erkennen uns wieder, hatten wir uns doch einige Wochen vorher zu einem Vorbereitungstreffen zum ersten Mal gesehen. Auf dem Adlerweg geht es gemütlich zur Kaindlhütte, nach eineinhalb Stunden beziehen wir unser erstes Quartier. Die Saison hat gerade begonnen, vor kurzem lag hier noch Schnee. Wir haben komfortable Zimmer mit frischbezogenen, kuschelig warmen Decken. Nachmittags machen wir noch eine Tour zur Walleralm, zum Einlaufen und Warmwerden, über Almen mit Tausenden von Christrosen, die nur hier wild wachsen.

Auf 1577m kommen „alpine Gefühle“ auf
Die Wetter-App hatte für die ganze Woche nichts Gutes versprochen. Und sie hatte Recht, aber nur am zweiten Tag. Nach einem guten Hüttenfrühstück geht es bei strömendem Regen auf die zweite Etappe. Unser Ziel ist das Anton-Karg-Haus in Hinterbärenbad. Regenkleidung und Regenschirme müssen ihre Tauglichkeit beweisen. Mittags hört es auf und ab dem dritten Tag haben wir Sonne von früh bis spät. Auch im Anton-Karg-Haus sind wir fast unter uns, auch hier sind die Zimmer gemütlich und das Haus liebevoll eingerichtet. Nach dem langen Marsch auf dem Bettlersteig und durch teilweise rutschiges Gelände tut die warme Stube gut und das Essen ist reichlich und lecker.

Der dritte Tag führt durch wunderschöne Wälder hoch zum Stripsenjochhaus. Die Wege werden lärmend mit einem Gebläse vom alten Laub befreit, damit wir und die vielen Wanderer, die noch kommen werden, den manchmal schmalen und steilen Pfad sicher begehen können. Das Stripsenjochhaus liegt auf 1577m auf einem Sattel. Hier kommen erstmals „alpine Gefühle“ auf. Ein traumhafter Blick auf die nahen, imposanten Gipfel und Wände vom Totenkirchl, Predigerstuhl, Fleischbank und Mitterkaiser und in zwei Täler (Kaisertal und Kaiserbachtal). Die Sonne meint es gut und hat einen großartigen Abgang. In dieser Hütte, die auch erst am letzten Wochenende geöffnet hatte, steckt noch die Kälte des Winters. Die Fenster stehen offen damit die Wärme hinein kann. Die Stube ist aber auch hier gut geheizt und wir spielen wie jeden Abend „Mäxle“. Was haben wir Spaß beim Lügen und Blöffen!

Am nächsten Tag machen wir uns auf zum 340m höher gelegenen Feldberg. Es gibt noch Schneefelder, die wir überwinden müssen, aufregend und schön. Auf dem Gipfel schmeckt ein wunderbares Picknick und der Blick in das Voralpenland ist grandios, der ferne Chiemsee glänzt silbern in der Sonne.

Ein Alpengarten von der Uni München
Donnerstag soll die längste Tour werden. Über den Feldalmsattel verlassen wir den Wilden Kaiser, um auf halber Höhe dem Zahmen Kaiser entlang zu wandern. Auch hier noch letzte Schneefelder, die vorsichtig überwunden werden müssen. Und auch Geröll erfordert unsere volle Aufmerksamkeit. Aber alle halten wacker durch, niemand macht schlapp. Diese letzte gemeinsame Etappe endet in der Vorderkaiserfeldenhütte. Unsere bisherigen ausgesprochen guten Erfahrungen bekommen hier dann doch einen Dämpfer. Freiwillig wollen wir auch mal die Erfahrung eines Matratzenlagers machen. Wir waren ja nur zu acht, aber die Vorstellung, hier im Sommer vielleicht auf extrem engen Raum unter dem Dach mit gut vierzig Leuten zu liegen, ist eher gruselig. Auch das Essen war wenig überzeugend! Der Blick auf Kufstein und Inntal ist jedoch traumhaft. Schön auch der liebevoll angelegte Alpengarten, der in Zusammenarbeit mit der Uni München die Flora der Alpen zeigt. Ein letztes Mal „Mäxle“ am Abend, ein letztes gemeinsames Frühstück am nächsten Morgen und dann trennen sich unsere Wege.

Hinter uns liegt eine spannende, schöne Woche in den Alpen. Acht Menschen, die sich vorher nicht kannten, sind sich näher gekommen, haben viele Höhenmeter gemeinsam bewältigt, haben sich gegenseitig Mut gemacht und haben Rücksicht aufeinander genommen. Und wir haben viel Spaß miteinander gehabt. Alle sind motiviert für die nächste Tour, wo auch immer, mit wem auch immer.

Charlotte Brinkmann war uns eine wunderbare Bergführerin. Sicher hat sie uns über die schwierigen Stellen begleitet, hat uns wertvolle Tipps für das sichere Wandern in den Bergen gegeben, und hatte ein sicheres Gefühl für die unterschiedlichen Stärken von uns so verschiedenen „Nordlichtern“.

Angelika Franz

Am Ziel angekommen!
Am Ziel angekommen!