Der Deutsche Alpenverein Sektion Hamburg und Niederelbe konnte im Jahre 2015 sein 140 jähriges Bestehen feiern. Da in Festschriften zu vergangenen Jubiläen über Ereignisse zwischen 1933 und 1945 nicht berichtet wurde, kann der vorliegende Forschungsbericht trotz nicht immer ausreichender Material- und Quellenlage dazu dienen, die bestehenden Lücken zu schließen.
Im sog. Dritten Reich des NS-Regimes wurden auch der Sport und die Sportvereine für Propaganda der Nationalsozialisten und zur Erreichung politischer Ziele missbraucht. Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ am 30. Januar 1933 und mit dem kurze Zeit später folgenden Ermächtigungsgesetz wurde die von Adolf Hitler schon 1925 in seinem Buch „Mein Kampf“ niedergeschriebene Ideologie zur Erweiterung des geografischen Machtbereiches, Rassenpolitik und Führung von Staat und Gesellschaft ohne parlamentarische und demokratische Kontrolle konsequent in politisches Handeln übertragen. Die schrecklichen Folgen sind bekannt: Beginn des 2. Weltkrieges mit 55 Millionen Toten, unermessliche Zerstörung, Vertreibung, Not und Elend der Überlebenden. Dem nationalsozialistischen Rassenwahn und Antisemitismus mit Deportation und Vernichtung in Konzentrationslagern fielen ca. 6 Millionen Menschen zum Opfer.
Antisemitistische Strömungen in Staat und Gesellschaft gab es allerdings schon viele Jahre vorher, so auch im Deutschen und Österreichischen Alpenverein. In einigen Sektionen wurden jüdische Mitglieder aus den Vereinen gedrängt, geeignete satzungsbestimmungen sorgten dafür, dass die Aufnahme von Juden verhindert werden konnte. Die Sektion Donauland, Wien, eine von jüdischen Alpinisten gegründete Sektion, die vorher aus anderen Sektionen gedrängt worden waren, wurde 1924 aus dem Deutschen und Österreichischen Alpenverein ausgeschlossen.
Der Hauptverein des Deutschen Alpenvereins hat dieses dunkle Kapitel seiner Geschichte in den vergangenen Jahrzehnten wissenschaftlich erforschen lassen und die Ergebnisse in Publikationen, Foren und Ausstellungen öffentlich dargestellt. Viele Sektionen sind diesem Beispiel gefolgt, so auch jetzt die Sektion Hamburg und Niederelbe.
Der Vorstand der Sektion Hamburg und Niederelbe hat im Jahre 2011 beschlossen sich diesem Aufklärungsbedarf zu stellen und die Zeit zwischen 1920 und 1945 aus neutraler Sicht wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Der vorliegende Bericht kann einen Eindruck über das damalige Geschehen vermitteln und daran erinnern, dass die Grundsätze religiöser, weltanschaulicher und ethnischer Toleranz unverzichtbar sind und nur in einer freien und friedlichen Gesellschaft gelebt werden können.
Wir danken Frau Dr. Karin Thomsen für ihre umfangreiche wertvolle Forschungsarbeit, die wir in Form dieser Broschüre allen Interessierten zur Information empfehlen.
Für den Vorstand der Sektion Hamburg und Niederelbe
Helmut Manz
ehem. 1. Vorsitzender